Wie alles begann

Die Hiobsbotschaften in den Medien, dass schon wieder Paprika, Keimsprossen oder was auch immer mit Krankheitserregern oder Pestiziden verseucht sind, verstärkten meinen Entschluß: warum nicht selbst anbauen, das geht auch ohne Garten und dann weiß ich wenigstens, was ich esse.

 

Und spätestens nach der Veröffentlichung von Greenpeace 2007, dass die Bundesregierung die Gift-Grenzwerte um das 33 bis zu 500fache anhob,

anstatt uns durch strengere Kontrollen zu schützen, war für mich endgültig Schluss:

Liebe Hersteller, dann müßt ihr euren Kram alleine essen!

So sollen ja noch nicht mal eure Arbeiter diese Tomaten essen wollen; die werden schon ihre Gründe dafür haben...

Wenn ich mich vergiften will, dann mach ich das selbst.

 

Wie hießen gleich nochmal die harten roten Wasserbomben,

die auch nach wochenlanger Lagerung unverändert frisch aussahen? Ach ja, richtig: To-ma-ten - brrrr...

Der Geschmack erinnerte nur entfernt an die Früchte, die ich aus meiner Kindheit kannte und das wollte ich nun ändern.

Auch wenn die damals drei Tage nach der Ernte schon matschten, nicht eine wie die andere aussahen und schon gar nicht alle an einer Rispe gleichzeitig reiften. Ist doch egal; ich kann ja nun selbst bestimmen wann und wieviel ich mir pflücke :-)

Also los, ab zu dem Baumarkt mit den drei orange Buchstaben:

Anzuchterde, Aussaatschalen, Töpfe und Kübel, Pflanzkelle, jetzt noch die Tomatensamen, Hellfrucht und Harzfeuer sollen es sein, die kenne ich noch von früher. Oh, da sind ja auch noch Gurken, Paprika, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum...

 

Tipp: Man kann ihnen ja nicht böse sein, aber ... Männer sollte man möglichst nicht mitnehmen, sie werden nach etwa 1-2 Stunden unruhig, was das Einkaufserlebnis erheblich beeinträchtigen kann.

Und spätestens wenn der Kassenbon mit einer Summe in dreistelliger Höhe (mindestens!) gedruckt wird, zittert die Stimme: "Eigentlich wollte ich ja nur ein paar Holzschrauben..."

Ich hatte den Eindruck, mein Einwand, dass es die in einer anderen Abteilung gibt und er gerne hätte dahin wandern können seinen Leidensdruck nur unerheblich minderte.


Als Tütenträger sind sie allerdings unschlagbar und 40 Liter Erde sind schwer ;-)

Und sie sind schnell wieder obenauf: "Du bist die einzige Frau, die ich kenne, die gerne in den Baumarkt geht."

War das jetzt ein Kompliment oder ein Vorwurf? Egal, los jetzt!

Balkonien

Ab Ende Mai sitze ich auf Balkonien in einer grünen Hölle, alles seit Februar auf den viel zu kleinen Fensterbrettern vorgezogen.

Mini zwar, aber toll.

Sonnengereifte Tomaten direkt vom Strauch, ohne Chemie - lecker und gesund.

Gurken hängen vom Rankspalier, entsprechen keiner Norm, sind krumm, unterschiedlich groß und eine giftige Plastikhülle haben sie auch nicht.

In den Balkonkästen reifen leckere Erdbeeren und es geht nichts über einen knackfrischen Eisbergsalat mit ebenso frischen Kräutern.

Die Paprika will nicht so recht, ich werde wohl düngen müssen.

Düngen?!?

Ja, muss sein bei Topfkultur, aber es gibt Biodünger, der nur enthält, was sich die Pflanze auch aus dem Boden im Freiland holt und ich weiß, wann ich damit aufhöre: drei Wochen vor der Ernte.

Gurkenliebe ;-)

Später wurde der Balkon gegen einen Garten mit 4 m² Gewächshaus getauscht.

Als ich dann bei ebay nach einem Apfelbäumchen suchte, stolperte ich über eine Tomatenpflanze, die für über 12 Euro wegging.

Eine uralte Sorte, die es nirgends im Handel zu kaufen gibt; so eine wollte ich naürlich auch :-)

 

Das macht süchtig und so kam eins zum anderen, heute habe ich neben "normalen" ca. 500 teils alte, seltene oder in Vergessenheit geratene Gemüse- und Obstsorten, Blumen und andere Raritäten gesammelt.

 

Da reicht natürlich der Platz nicht aus. Genauso wie am Ende des Geldes voch viel Monat übrig ist, sind am Ende des Gartens noch viele Pflanzen übrig.

Weniger aussäen geht aber auch nicht, welche Auswahl soll ich denn bei so vielen Sorten und dem begrenzten Platz treffen?

Und die Nachbarn sind schon kreischend weggerannt, wenn sie mich mit meinem Körbchen voller Jungpflanzen um die Ecke biegen sahen...

 

 

Nägel mit Köpfen

Ein Teil der noch etwas trostlosen 1000 Quadratmeter

Also muss was Größeres her und wenn schon, dann auch richtig.

Anstatt wie bisher die überschüssigen Pflanzen an die Nachbarn zu verschenken (oder eben auch nicht), wird auf 1000 m² die Produktion und der Verkauf geplant.

Gedüngt wird hier, wenn überhaupt, wie auf Balkonien und gegen eventuelle Schädlinge oder Krankheiten gibt es "Omas alte Mittel".

Mein liebster Dünger ist selbst angesetzte Brennesseljauche, man sollte wegen der Geruchsbelästigung allerdings darauf achten, dass der Behälter nicht direkt unter dem Fenster steht - die hoffentlich weit genug entfernte Grundstücksgrenze ist gerade recht, dann hat der Nachbar auch was von ;-)

Die chemische Keule hat hier auf jeden Fall Hausverbot!

 

Ende Januar soll es losgehen, bis dahin ist noch viel zu tun und ab und an bekomme ich Angst vor der eigenen Courage...